ADHS
Meiner Erfahrung nach wäre es sinnvoll, zwischen primären und sekundären Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen zu unterscheiden.
Mangelndes Selbstvertrauen und Versagensängste sind oft Ursachen für ADHS
Zunächst zu den sekundären: Meiner Erfahrung nach entwickeln beinahe alle Kinder mit einer Dyskalkulie, oder einer Legasthenie neben sekundären emotionalen Problemen wie mangelndem Selbstvertrauen, Misserfolgsorientierung, Versagensängste auch Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, die sich im schulischen Alltag und bei den Hausaufgaben bemerkbar machen. Dies wird dadurch verursacht, dass diese Kinder im schulischen Alltag oft durch schlechte Noten und der ständigen Erfahrung „etwas nicht oder zu wenig zu können“ bzw. „schlechter zu sein als die anderen Kinder“ frustriert wurden. Dadurch wird die Motivation zu lernen vermindert. Die Kinder vermeiden weiteres Üben, lenken sich ab, können sich nicht mehr „konzentrieren“, d.h. ihre Aufmerksamkeit, Interesse und Motivation auf den Lerngegenstand richten, da sie die Erfahrung gemacht haben, dass dies keine positiven Resultate erbringt.
- Beispiel 1: Ein Kind mit einer Rechenstörung rechnet die Aufgabe 74 + ? = 93 „richtig“ aus, Ergebnis 19. Das Kind macht dann vor, wie es gerechnet hat. Es klappt 4 Finger auf (um die 4 Einer bei der 74 darzustellen), sieht dass noch 6 Finger bis zur 80 fehlen, zählt dann 7,8,9 … (nochmal 13 Finger hinzu), macht 19. Diese Prozedur ist für das Kind enorm anstrengend. Lässt man das Kind etwa 5 Aufgaben dieser Art rechnen, dann wird das Kind nach kurzer Zeit sagen, „dass es sich nicht mehr konzentrieren kann, erschöpft ist, gar nichts mehr weiß“.
Die Konzentrationsstörung wird hierbei durch die fehlerhaften Rechenstrategien, durch die Rechenstörung bedingt.
- Beispiel 2: Ein Kind mit Rechenstörung reagiert durch die ständigen Fehler und schlechten Noten bei Mathematikarbeiten mit einer massiv erhöhten Nervosität und Ängstlichkeit. Sobald das Kind mit dem Thema Rechnen z.B. in Proben konfrontiert wird, verursachen Ängste und erhöhte Nervosität regelrechte Denkblockaden. Das Kind berichtet „in solch einem Zustand völlig blockiert zu sein, gar nichts mehr zu wissen und zu können, was mit rechnen zu tun hat“.
Die Unfähigkeit sich zu konzentrieren, sich auf das, was man eigentlich kann, zu besinnen, beruht in diesem Fall auf einer Rechenstörung, die mit Fach- und Prüfungsängsten einhergeht.
ADHS Symptome
Unter „primäre Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen“ lassen sich ADS bzw. ADHS subsummieren. Zum ADS/ADHS-Konzept: Im Amerikanischen-Diagnose-Schlüssel DSM-IV werden drei Typen einer Aufmerksamkeitsdefizit-, Hyperaktivitätsstörung unterschieden (ein Mischtyp, ein vorwiegend unaufmerksamer Typ und ein vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ), bei welchen die Aufmerksamkeitsstörung ein Kernsymptom bildet. Diese geht vor allem mit Merkfähigkeits- und Gedächtnis- und damit zusammenhängenden Lernschwierigkeiten einher. Kinder mit einem ADS können Lerninhalte nicht so schnell lernen, wie Kinder ohne ADS, sie vergessen Gelerntes leichter und können sich Gelerntes nicht dauerhaft merken. Das Lernen schulrelevanter Inhalte ist bei ADS-Kindern erschwert, da das Kurzzeitgedächtnis dieser Kinder oft beeinträchtigt und das Sich-Ablenken-Lassen durch irrelevante Reize immens erhöht ist. Deshalb entwickeln diese Kinder oft Lese-, Rechtschreib-, Rechenschwächen oder sogar Lese-, Rechtschreib-, Rechenstörungen. Um diesen Kindern therapeutisch zu helfen, ist es notwendig, die Aufmerksamkeit bzgl. schulischer Inhalte zu fördern. Also dort anzusetzen, wo das ADS die größten Schwierigkeiten bereitet d.h. beim Lernen schulrelevanter Inhalte.
Positive Verstärkung durch geeignete Verhaltenstherapie
Durch eine fachkundige Verhaltenstherapie, bei welcher vor allem Übungen zum Lesen, Textverständnis, Rechtschreiben und Vokabellernen bzw. in Mathematik durchgeführt werden, lassen sich Konzentrations-, Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Merkfähigkeitsleistungen dieser Kinder bzw. Lernbereitschaft und Freude am Lernen trainieren und nachweislich verbessern. Kinder, zumal ADS-Kinder lernen leichter, wenn es gelingt eine starke Motivation zum Lernen aufzubauen. Zum einen muss die Bedeutung des Lernstoffes und das Interesse für das zu Lernende im Kind erweckt werden. Zum anderen werden oft mehrere Wiederholungen beim Einprägen von Gelerntem benötigt.
Kann man auf ADHS Medikamente verzichten?
Wenn bei Ihrem Kind anderweitig schon ein ADS/ADHS diagnostiziert wurde und Sie andere Behandlungsmaßnahmen wie Biofeedback, Neurofeedback, Nahrungsmittelergänzung oder eine medikamentöse Behandlung mit Methylphenidat begonnen haben, ist eine begleitende verhaltenstherapeutische Behandlung zur Stärkung des kindlichen Selbstwertgefühls und Förderung der Konzentrations-, Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Merkfähigkeitsleistungen dieser Kinder auf jeden Fall sinnvoll. Wenn sich ein Kind ausreichend stabilisiert, kann unter Umständen auf eine medikamentöse Behandlung nach einiger Zeit verzichtet werden.